Henning Kalkmann eröffnete den für sich letzten Neujahrsempfang in seinem Amt als Vorstandsvorsitzender des BFW Baden-Württemberg und begrüßte das Publikum sowie zahlreiche Ehrengäste. Darunter Wolfgang Bosbach, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, Günther Oettinger, EU-Kommissar für Haushalt und Personal und ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Christian Bruch, Geschäftsführer BFW Bund, und Dr. Lutz Wentlandt, Vorgänger von Gerald Lipka.

„Europa, Deutschland, Heimat. Die kleinste Einheit ist das Zuhause. Wohnen ist ein Grundbedürfnis, und wenn wir dieses nicht mehr versorgen können, ist das Heimatgefühl in Gefahr“, machte Kalkmann in seiner Eröffnungsrede deutlich. Die Überfrachtung von Bauvorschriften durch Bund, Land und Kommunen und das knappe Angebot an Grundstücken erhöhen die Baukosten und machen Wohnen in Deutschland unerschwinglich. Seit 2005 seien die Kosten für den Bau von Immobilien um 33 Prozent gestiegen. „In den Niederlanden nur um sechs Prozent“, so Kalkmann. Dort werde zwar billig, aber auch hochwertig gebaut – für 800 Euro je Quadratmeter. In Deutschland sei Bauen unter 2.000 Euro je Quadratmeter nicht machbar. Den Grund sieht Kalkmann in der unterschiedlichen Baukultur zu unseren Nachbarn. Wohingegen bei uns zwei Fahrzeugstellplätze pro Wohnung verlangt werden und hohe Kosten für Tiefgaragen anfallen, würden in den Niederlanden offene Konstruktionen mit einer Überdachung realisiert. Diese ließen Bebauungspläne hierzulande jedoch nicht zu. „Wenn preisgünstiger Wohnraum gefordert wird, dann muss das auch mit ins Kalkül eingerechnet werden. Baukosten sind politisch beeinflussbar“, so Kalkmann.

Wolfgang Bosbach machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass Deutschland seit der Wiedervereinigung einiges geschafft habe, und dass man darauf stolz sein dürfe. Er sehe jedoch den Heimatbegriff in Gefahr, nicht zuletzt, weil viele aufgrund zu hoher Wohnkosten und fehlender Arbeit ihre Heimat verlassen müssten. „Eine Heimat findet man kein zweites Mal“, so Bosbach. „Heimat ist die Beziehung zwischen Mensch und Raum“, und das Thema Bauen gehöre hier klar dazu, weshalb das Bau- und Heimatministerium auch zusammengelegt wurden, erklärte Bosbach weiter. Er appellierte an das Publikum aus Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, sich politisch zu engagieren.

Es seien kaum Unternehmer in den Parteien vertreten. So könnten auch keine Kompetenzen und Erfahrungen aus der Praxis mit einfließen. Die Ursache dafür, dass die Fördermittel von Bund und Land für Wohnungsbau nie vollständig abgerufen werden, sieht er in der Kompliziertheit der Politik und der Gesellschaft, die diejenigen wähle, die sie kompliziert machen.

Günther Oettinger warnte in seiner Rede, dass nach Jahren des Aufschwungs nun schwierige Jahre kommen würden: „Die Lage trübt sich ein“, wiederholte Oettinger mehrfach. Nicht zuletzt wurde die Wachstumsprognose für 2019 von der Bundesregierung von 1,8 auf 1,0 Prozent korrigiert. Wachsen könne man nur noch zusammen: Baden-Württemberg, Deutschland und die Europäische Union als Team. „Wir müssen einen Plan machen, wie wir vorne bleiben, wo wir vorne sind und wie wir in Sachen aufholen, wo wir hinterher hängen“, so Oettinger in Hinblick auf die bestehende Europawahl. Vor allem die Immobilienwirtschaft liege zurück – und zwar in Sachen Digitalisierung.

Emotionaler Abschied von zwei Vorstandsmitgliedern

Dirk Graf, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BFW Baden-Württemberg, Christian Bruch und Gerald Lipka richteten zum Ende des Abends persönliche Abschiedsworte an die Vorstandsmitglieder Otto Heinz und Henning Kalkmann, die sich auf ihre eigene Entscheidung hin nicht mehr für die Wahlen zum Vorstand im April 2019 aufstellen werden. Sie möchten in Zukunft ihren Hobbies und Familien mehr Zeit widmen, die ihnen in den vergangenen Jahren immer ein Rückhalt waren. Heinz war seit 21 Jahren ehrenamtliches und engagiertes Mitglied im Vorstand des BFW-Landesverbands, von 2010 bis 2013 sogar stellvertretender Vorsitzender. Kalkmann hatte das Amt des Vorstandsvorsitzenden für neun Jahre inne. Insgesamt war er 24 Jahre ehrenamtlich aktiv im Vorstand tätig und hat als Zukunftsdenker und Visionär das Ansehen des Verbandes in Politik und Wirtschaft entscheidend geprägt – nicht zuletzt aufgrund des Umzugs der Geschäftsstelle des BFW Baden-Württemberg in die Landeshauptstadt Stuttgart. Als Dank erhielten beide einen Wertgutschein für eine Wochenendreise mit Übernachtung und Bewirtung.